Wenn Kinder in der dritten Person sprechen: Was steckt dahinter?
„Mama, Leon möchte jetzt spielen!“ – Kommt Ihnen diese Ausdrucksweise bekannt vor? Wenn Kinder in der dritten Person sprechen, kann dies für Eltern zunächst ungewöhnlich klingen. Doch hinter diesem Phänomen stecken meist harmlose Gründe, die eng mit der sprachlichen und sozialen Entwicklung des Kindes verknüpft sind.
In der frühen Kindheit durchlaufen Kinder verschiedene Phasen des Spracherwerbs. Das Sprechen in der dritten Person ist eine solche Phase, die typischerweise im Alter zwischen zwei und vier Jahren auftritt. Während dieser Zeit experimentieren Kinder mit Sprache und lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken.
Die Gründe für das Sprechen in der dritten Person sind vielfältig. Zum einen kann es eine Möglichkeit für Kinder sein, ihre eigene Identität zu festigen. Indem sie sich selbst beim Namen nennen, grenzen sie sich von ihrer Umgebung ab und entwickeln ein Gefühl für ihr eigenes Ich.
Zum anderen kann das Sprechen in der dritten Person auch eine Strategie sein, um mit Emotionen umzugehen. In stressigen oder emotional aufgeladenen Situationen kann es Kindern helfen, Distanz zu schaffen, indem sie über sich selbst sprechen, als wären sie eine andere Person.
Darüber hinaus kann es auch einfach sein, dass Kinder dieses Sprachmuster von ihren Bezugspersonen, aus Büchern oder aus dem Fernsehen aufgeschnappt haben und es nun nachahmen. Kinder lernen durch Imitation, und das gilt auch für die Sprache.
In den meisten Fällen ist das Sprechen in der dritten Person eine vorübergehende Phase, die sich mit zunehmendem Alter von selbst wieder legt. Wenn ein Kind jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg ausschließlich in der dritten Person spricht oder wenn weitere Auffälligkeiten hinzukommen, ist es ratsam, einen Kinderarzt oder Logopäden zu konsultieren.
Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, die „Ich-Form“ zu erlernen. Indem sie selbst konsequent in der ersten Person sprechen und ihrem Kind durch das Wiederholen von Sätzen in der Ich-Form ein gutes Sprachvorbild sind, können sie den Spracherwerb positiv beeinflussen.
Wichtig ist es, geduldig zu sein und das Kind nicht zu korrigieren oder zu kritisieren. Mit etwas Zeit und liebevoller Unterstützung werden die meisten Kinder die „Ich-Form“ von ganz allein erlernen und das Sprechen in der dritten Person hinter sich lassen.
Vorteile des Sprechens in der dritten Person
Obwohl es ungewohnt erscheinen mag, kann das Sprechen in der dritten Person für Kinder einige Vorteile bieten:
- Förderung der Selbstwahrnehmung: Indem Kinder sich selbst beim Namen nennen, entwickeln sie ein stärkeres Bewusstsein für ihre eigene Person.
- Emotionsregulation: Das Sprechen in der dritten Person kann Kindern helfen, mit starken Emotionen umzugehen und Distanz zu schaffen.
- Kreativität und Rollenspiele: Die dritte Person wird oft in Rollenspielen verwendet und fördert die Fantasie und Kreativität.
Tipps für Eltern
Wenn Ihr Kind in der dritten Person spricht, können Ihnen folgende Tipps helfen:
- Seien Sie geduldig und korrigieren Sie Ihr Kind nicht.
- Sprechen Sie selbst konsequent in der ersten Person.
- Wiederholen Sie die Sätze Ihres Kindes in der Ich-Form.
- Lesen Sie Ihrem Kind Bücher vor und sprechen Sie dabei über die Gefühle der Figuren.
- Spielen Sie Rollenspiele mit Ihrem Kind und verwenden Sie dabei die Ich-Form.
Das Sprechen in der dritten Person ist eine faszinierende Phase in der Sprachentwicklung von Kindern. Indem Eltern die Hintergründe verstehen und ihr Kind geduldig begleiten, können sie diese Phase positiv unterstützen und den Spracherwerb fördern.
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